Einmal im Monat war Backtag für alle

09/2019 - Die Cordinger Mühle stellte in den letzten Jahrhunderten das Mehl her für "unser tägliches Brot", das wichtigste Lebensmittel seit der Steinzeit. Natürlich gab es aber früher im ländlichen Raum noch keine Bäckereien mit täglich frischer Ware. Brot wurde stattdessen auf den Höfen gebacken. Einmal im Monat wurde reihum der Ofen angeheizt, und die anderen Höfe brachten ihre vorbereiteten Teiglinge zum Backhaus. Dort wurden sie in der Backwanne gelagert, um noch weiter aufzugehen und nach und nach durchgebacken zu werden. Im Backhaus an der Cordinger Mühle steht eine dieser Backwannen, die das FORUM beim "Tag der Mühlengeschichte(n)" gezeigt hat.

 

Da aber nur ungefähr einmal monatlich gebacken wurde, war zwar das frische Brot lecker und weich wie heute, mit den Wochen wurde das restliche Brot aber immer härter. Das letzte Brot, bevor wieder Backtag war, musste dann schon in Suppe oder Milch gestippt werden, um gekaut werden zu können.

Das Mehl von damals hatte vom Abrieb der Mühlsteine auch feinen Steinstaub als Bestandteil. An Schädeln aus alten Zeiten kann man den Effekt an den Zähnen deutlich erkennen: Der Steinstaub glättete über die Lebensjahre der Menschen die feine Oberflächenstruktur und scheuerte z.B. die Schneidekanten der Schneidezähne ab.

Andere Konservierungsmöglichkeiten gab es noch nicht für Lebensmittel. Kühl- oder sogar Gefriermöglichkeiten gab es nur mit dem Winter. Und pökeln oder räuchern konnte man nur Fleischwaren, die es sowieso selten gab. Die Vorratshaltung musste aber das Überleben in den Wintermonaten sicherstellen und konnte auch kritisch werden. Hätte es vor 120 Jahren Dürremonate wie im Sommer 2018 oder auch 2019 mit entsprechenden Ernteausfällen gegeben, hätten die Familien auf dem Land im Winter wohl hungern müssen.

Umso wichtiger - so das Ergebnis bei jeder FORUM-Mühlenführung - ist die Dankbarkeit, in der heutigen Zeit in diesem Teil der Welt leben zu können. Brot gibt es für wenig Geld in allen möglichen Varianten in Bäckereien und Supermärkten. Und ein Kilogramm Mehl, für das in alten Zeiten viel gearbeitet werden musste (und das weiße Mehl von heute wäre damals sogar nur an Fürstenhöfe gegangen), kostet nur ca. 0,50 EUR.

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